№16
Die Welt der Anna Depenbusch August 2020

Die Farben kommen zurück

Aber sind wir schon im grünen Bereich?

Von März bis jetzt war es still um meine monatliche Kolumne. Mit fehlten einfach die Worte. Meine bunte, sprudelnde Ideenquelle war ausgetrocknet und farblos. Erst jetzt im Nachhinein verstehe ich genauer woran es lag, dass ich ein knappes halbes Jahr keine Lust mehr zum Schreiben hatte. Mir fehlten die gewohnten Orte für Worte! Öffentliche Orte, wo ich einfach in der anonymen Masse untertauchen kann, um für mich im Stillen zu schreiben. Cafés, Bibliotheken, Hotellobbys, ICE-Großraumwagen und so. Orte, wo Menschen sich begegnen, aber sich irgendwie auch nicht so richtig nah sind. Genau dort bekomme ich Ideen und Lust zu schreiben. Aber all das gab es ja für Monate nicht. In meinem Stammcafé, in dem ich sonst häufig sitze, war der Sitzbereich mit rot-weißen Flatterbändern abgesperrt. Mein Kopf wurde leerer und leerer. Wie soll ich bunte Bilder malen, wenn ich nur graue Stifte um mich herum habe? Ich hab mich dann einfach entschieden zu warten. So lange bis die Farben zurück kommen. Und wie immer war es totaler Zufall.

Letzte Woche war ich im Hamburger Planetarium und habe mir die großen Hubble-Bilder von kosmischen Gaswolken angesehen. Aus diesen quietschbunten Gasgemischen entstehen mit sehr sehr viel Geduld neue Sterne. Einfach so. Wie kann das sein? Die Farbpracht dieser Bilder hat mich komplett umgehauen und tief berührt. Ist es nicht erstaunlich, wie das alles so passiert? Mir wird immer ganz ehrfürchtig dankbar zumute, wenn ich darüber nachdenke. Irgendwie rücken solche Weltallmomente meine inneren Relationen auf eine gute Art wieder ins richtige Maß. Ich setze die rosarote Brille ab, suche nicht ständig nur das Gelbe vom Ei, sondern stelle mein Herz auf Weitwinkelblick. Unwichtige Dinge sind dann eher verschwommen, aber viele zwischenmenschliche Dinge gestochen scharf. Die Farben sind zurück am Horizont. Das Grau-in-Grau-Malen hat ein Ende. Hoffentlich bleibt es so.

Jetzt, mit der neuen Normalität im Corona-Sommer stellen sich mir tagtäglich mehr Fragen, als ich Antworten darauf finde. Wie geht es weiter mit unserem Planeten Erde? Diesem schönen, blauen Wunderwerk. Wie geht es weiter mit meiner persönlichen, kleinen Welt? Was passiert im Herbst? Werden Konzerte stattfinden? Wann sind wir endlich über dem Berg und wieder im grünen Bereich? Oder SIND wir vielleicht schon wieder im grünen Bereich?? – Nein. Leider noch nicht. Ich wünschte, es wäre anders! So vieles ist noch ungewiss und die nähere Zukunft in der Schwebe. Bitte geht vorsichtig, umsichtig und rücksichtig miteinander um. Und wenn es mal nicht so ganz klappt, seid nachsichtig mit euch selbst und mit den Anderen.

Einen kleinen, grünen Zweig kann ich euch hier auch noch anbieten, in Form von drei Open-Air Konzerten draußen auf der Wiese und mit genug Abstand: Echtzeit im Grünen! Kommt vorbei und dann: hört Musik und schaut euch dabei die Sterne an! "Astronaut" und "Gegen die Schwerkraft" stehen auf jeden Fall schon mal auf meiner Setliste ;-) 💜💙💚💛❤️

"Die Welt der Anna Depenbusch" Kolumne erscheint immer am ersten Freitag des Monats.

Was denkst du? Schreib mir an briefe@annadepenbusch.de

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