Anna mit 15
Vorgestern am Tag der Arbeit habe ich ein Gespräch auf der Straße aufgeschnappt. Ein paar Teenager machten sich Gedanken darüber, was beruflich wohl mal aus ihnen werden könne. Unterschiedliche Berufe wurden in die Runde geworfen: App-Erfinder, Influencerin, Youtuber und „So-was-wie-Greta“ (ich vermute, damit war „Klimaaktivistin“ gemeint). Jetzt frage ich mich, sind das die aktuellen Jobvorstellungen der 15-Jährigen heute? Auf mich wirken diese Berufe irgendwie ein bisschen – ja, wie soll ich sagen – verblendet. Das ist doch nichts Vernünfffffff.... HALT! Nicht aussprechen! Ich komme mir gerade viel zu erwachsen vor. Und genau bei diesem Gedanken muss ich herzhaft über mich selber lachen. Na, Anna, was wolltest Du denn mit 15 werden? Dies wäre meine Antwort gewesen: „So-was-wie-Madonna“.
Ich erinnere mich noch gut an den Schulausflug ins BiZ (Berufsinformationszentrum), damals mit der Klasse. Wir sollten uns überlegen, was wir nach der Schulzeit beruflich machen wollen. Zu jedem Beruf gab es einen Ordner mit Infomaterial. Alle Berufe alphabetisch sortiert. In den Ordnern stand alles drin, was man zu seinem Berufswunsch wissen musste: Ausbildung, Studium, Berufsbilder, Informationen zum Arbeitsmarkt. Ich bin direkt zum Buchstaben P und forschte mich durch die Reihen. Paketzusteller/in, Pharmazeut/in, Polizist/in, Produktdesigner/in... Hm, mein Beruf fehlte im Regal. Ich habe dann meine Klassenlehrerin gefragt: Wo finde ich denn den Ordner „Popsängerin“? Sie hat seltsam gelacht und antwortete: Der steht wahrscheinlich direkt neben dem Ordner „Prinzessin“. Damals habe ich nicht verstanden, was sie mir damit genau sagen wollte. Vielleicht, dass im Berufsinformationszentrum kein Platz für Träume ist. Nach dem Abitur bin ich ohne Umweg Sängerin, Songwriterin und Produzentin geworden. Nicht wie Madonna, sondern wie ich selbst!
Ich glaube es ist gut, wenn einem das Träumen ab und zu schwer gemacht wird. So als Prüfung auf die eigene Standhaftigkeit, die Willensstärke und das Durchhaltevermögen. Das sind drei wirklich wichtige Muskeln, die man regelmäßig trainieren sollte, damit sie kräftig und flexibel bleiben. Ohne diese Muskulatur könnte ich meinen eigenen, künstlerischen Berufsweg nicht gehen. Mein Arbeitsalltag ist ein permanentes Anspannen und Entspannen. Neue Ideen entstehen im lockeren Leerlauf ohne Druck und ohne konkretes Ziel. Ein Musenkuss ist zart und kommt dann, wann er will. Im Studio bei der Albumproduktion tickt permanent die Uhr. Da drängen Abgabefristen und alles muss auf den Punkt sitzen. Fokus, Ausdauer und volle Energie. Ich mag beide Zustände. Beides gehört für mich zusammen. Die introvertierte Ruhe und das extrovertierte Chaos. Arbeit = Kraft mal Weg. So definiert Wikipedia den Begriff in Kürze. Das klingt doch direkt nach Training und Muskelkater. Unangenehm, aber auch herrlich lebendig.
Manchmal frage ich mich, was beruflich wohl noch so aus mir hätte werden können. Astronautin vielleicht. Das stelle ich mir fast genauso spannend wie Popsängerin vor. An dritter Stelle dann eventuell Prinzessin, da würde ich aber erstmal nur mit einem kurzen Praktikum reinschnuppern.
Wichtiger Nachtrag:
Für mich sind Konzerte das Allerschönste an meinem Beruf. Der Kontakt zum Publikum, das aufregende Gefühl, wenn ich auf der Bühne stehe, die Herausforderungen jedem Auftritt etwas Einzigartiges zu geben. Die meisten von euch, wissen was ich damit meine. In wenigen Tagen werden wir exklusiv über meinen Email-Newsletter die ersten Tour-Termine zu meinem neuen Album in 2020 bekannt geben. Wer sich also die besten Plätze schon mal sichern möchte, kann sich hier für den Email-Newsletter eintragen.
Nächste Folge: 07. Juni 2019
"Die Welt der Anna Depenbusch" Kolumne erscheint immer am 1. Freitag des Monats.
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